Nahaufnahme, Baby trinkt an Mutterbrust

Study Summary

Stillen im 21. Jahrhundert

Epidemiologie, Mechanismen und lebenslange Auswirkungen auf das gestillte Baby

Breastfeeding in the 21st century: epidemiology, mechanisms and lifelong effects on the breastfed baby

Frana GVA, Horton S, Krasevec J, Murch S, Sankar MJ, Walker N, Rollins NC. für die Lancet Breastfeeding Series Group

Lancet. 2016 Jan 30;387(10017):475-90

Conclusio

Das Paper beschreibt in einer umfassenden Auswertung weltweiter Daten die Auswirkungen des Stillens auf Babys und ihre Mütter sowie kurz- und langfristige gesundheitliche Folgen. In Ländern mit mittlerem und niedrigem Haushaltseinkommen werden lediglich 37% aller Babys unter sechs Monaten ausschließlich gestillt. In Ländern mit hohem Haushaltseinkommen ist die Stilldauer, abgesehen von wenigen Ausnahmen, noch kürzer. Die vorliegende Datenauswertung konnte folgende positive Auswirkungen auf ein ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten feststellen:
Für Babys:
  • Weniger Infektionen und Zahnfehlstellungen
  • Höhere Intelligenz
  • Mögliche positive Auswirkungen auf Übergewicht und Diabetes im späteren Lebensverlauf
Für Mütter:
  • Schutz vor Brust- und Eierstockkrebs
  • Schutz vor Typ 2-Diabetes
  • Insgesamt verhindert ausschließliches Stillen während der ersten sechs Lebensmonate den Tod von 823.000 Kindern unter fünf Jahren1 und 20.000 jährliche
  • Todesfälle durch Brustkrebs bei Müttern.2

Hintergrund

In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Evidenz bezüglich der Vorteile des Stillens für Mutter und Kind erheblich angestiegen. Im vorliegenden Paper werden gegenwärtige und vergangene Muster und Trends beim Stillen in Ländern rund um die Welt untersucht und über die (positiven) Auswirkungen des Stillens auf Mutter und Kind berichtet. Stillen – so eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit – kann Leben retten. Dies betrifft sowohl das Leben der Mütter als auch das ihrer Kinder. Zudem verringert sich bei Kindern, die gestillt werden, das Risiko für Erkrankungen wie Infektionen im Babyalter sowie für Typ 2-Diabetes im späteren Lebensverlauf. Dies betrifft sowohl Länder mit hohem als auch mit mittlerem und niedrigem Einkommen.

Methoden

Untersucht wurden die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Stillens auf Babys und Mütter im Langzeitverlauf. Dazu wurden 28 systematische Reviews und Meta- Analysen recherchiert, von denen 22 für diese Arbeit ausgewertet werden konnten.

Wichtigste Ergebnisse

  • Über einen längeren Zeitraum gestillte Babys haben ein geringeres Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko sowie später weniger Zahnfehlstellungen und Karies.³
  • Sie sind intelligenter als Babys, die nur kurz oder gar nicht gestillt wurden.
  • Möglicherweise schützt Stillen über einen längeren Zeitraum die Kinder im späteren Leben vor Übergewicht und Diabetes.
  • Stillen schützt Mütter vor Brust- und Eierstockkrebs sowie vor Diabetes.
  • Stillen verlängert die Abstände zwischen den Schwangerschaften.
  • In Ländern mit hohem Haushaltseinkommen wird über einen kürzeren Zeitraum gestillt als in Ländern mit mittlerem und niedrigem Haushaltseinkommen.
  • Allerdings werden auch in Ländern mit mittlerem und niedrigem Haushaltseinkommen nur 37% der Babys, die jünger als sechs Monate alt sind, ausschließlich gestillt.
  • Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Muttermilch als personalisierte Medizin für das Kind betrachtet werden kann.

1Häggkvist AP et al. Prevalence of breast-feeding in the Norwegian Mother and Child Cohort Study and health service-related correlates of cessation of full breast-feeding. Public Health Nutr 2010; 13: 2076–86.
2Collaborative Group on Hormonal Factors in Breast Cancer. Breast cancer and breastfeeding: collaborative reanalysis of individual data from 47 epidemiological studies in 30 countries, including 50 302 women with breast cancer and 96973 women without the disease. Lancet 2002; 360: 187–95.
3Tham R, Bowatte G, Dharmage SC, et al. Breastfeeding and the risk of dental caries: a systematic review and meta-analysis. ActaPaediatr Suppl 2015; 104: 62–84.

MAM Service

Die vollständige Studie finden Sie unter: mambaby.com/professionals