Glückliches Baby mit großem offenen Mund

Study Summary

Hebammen und Empfehlungen zur Mundgesundheit

In Deutschland wurde eine landesweite Umfrage bei Hebammen durchgeführt, um ihr Wissen über die Empfehlungen zur Mundpflege zu beurteilen.


Midwives’ oral health recommendations for pregnant women, infants and young children: results of a nationwide survey in Germany

Yvonne Wagner and Roswitha Heinrich-Weltzien

BMC Oral Health, 2016

Hintergrund

Das Bewusstsein für die Rolle und den Einfluss der Mundgesundheit während der Schwangerschaft auf Kinder ist gestiegen. Studien weisen darauf hin, dass schlechte Mundgesundheit zu perinatalen Komplikationen, wie geringes Geburtsgewicht und Frühgeburt, sowie in weitere Folge zu schlechter Mundgesundheit beim Kind, führen kann. Gute Mundgesundheit ist unerlässlich für Allgemeingesundheit und Wohlbefinden, dennoch wird diese während der Schwangerschaft oft ausser Acht gelassen, insbesondere bei Frauen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status. Frühkindliche Karies (Early childhood caries, ECC), ein wesentliches globales Gesundheitsproblem, ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern und betrifft weltweit bis zu 94% der Kinder zwischen einem und fünf Jahren. In Deutschland gibt es unterschiedliche Empfehlungen zur Mundpflege von unterschiedlichen Fachorganisationen (pädiatrisch und dentalmedizinisch). Da Hebammen oft die ersten medizinischen Fachpersonen sind, mit denen Schwangere Kontakt haben, können diese zentralen Einfluss auf die Mundgesundheit Schwangerer und deren Kinder ausüben. Durch diese landesweite Umfrage beurteilen die Autoren den derzeitigen Wissensstand und die Empfehlungen praktizierender Hebammen in Deutschland. Ausserdem evaluieren sie, welchen Richtlinien (jenen der Kinderärztevereinigung oder jenen der Zahnärztevereinigung) sie folgen.

Methode

Die landesweite Umfrage wurde online durchgeführt unter Verwendung eines selbst entwickelten, vorab getesteten und validierten, standardisierten Fragebogens. Mitglieder des deutschen Hebammenverbandes (7.500) wurden via E-Mail, Newsletter sowie Website und Zeitschrift des Verbandes informiert. Die Umfrageteilnehmer waren zurzeit in Deutschland praktizierende Hebammen. Die Umfrage startete am 1. Februar 2015 und endete am 30. April 2015. Sie bestand aus einem 16 Punkt standardisierten Fragebogen mit sowohl geschlossenen als auch offenen Fragen. Für die Teilnahme wurden keine Incentives geboten und die Umfrage wurde von der Ethikkommission der Uniklinik Jena freigegeben.

Ergebnisse

  • Die Rücklaufquote der Umfrage betrug 12,6% (947 Teilnehmer).
  • Die überwiegende Mehrheit der Hebammen (78,6%) beriet schwangere Frauen über periodontale Erkrankungen. 
  • Nur knapp über die Hälfte der Hebammen (53,5%) empfahl einen Zahnarztbesuch während der Schwangerschaft.
  • „Insgesamt 65,5% der Hebammen berieten Eltern über frühkindliche Karies.”
  • Knapp über 60% erklärten, dass Mundhygiene mit dem Durchbrechen des ersten Zahnes beginnt.
  • Die meisten Hebammen rieten zu Vitamin D, Vitamin D kombiniert mit Fluorid und Fluorid Ergänzungen.
  • „Die Empfehlung von Fluorid-Zugabe wurde von 18,3% der Hebammen abgelehnt.”
  • 43% der Hebammen empfahlen die Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta.
  • Die meisten Hebammen empfahlen den ersten Zahnarztbesuch eines Kindes im Alter von 2 oder 3 Jahren, während ein Drittel gar keine Empfehlung gab.
  • Die Beratung über ECC beinhaltete die Konsequenzen von ausgedehnter Flaschenverwendung und gesüssten Getränken. 
  • „Die präventive Empfehlungen wurden ungeachtet von Alter, beruflicher Erfahrung oder Arbeitsverhältnis der Hebammen gegeben.”
  • „Die Präventionsratschläge von Hebammen, die bereits Fortbildungen zur Mundgesundheit besucht hatten, waren signifikant anders als jene ihrer Kolleginnen. „Ausgebildete Hebammen waren sich der Rolle der Gesundheit der Mutter und ihres potentiellen Einflusses auf das Kind bewusst.”
  • Mehr als die Hälfte der Hebammen verwendete eine Mischung aus pädiatrischen und zahnmedizinischen Richtlinien.
  • „Die Ergebnisse zeigten, dass grosser Bedarf an der Entwicklung einheitlicher Richtlinien basierend auf einer Übereinkunft zwischen den Kinderärztevereinigungen und Kinderzahnärztevereinigungen in Deutschland besteht.“

MAM Service

Die vollständige Studie finden Sie unter: mambaby.com/professionals