Mutter stillt Baby

Study Summary

Einschränkung der Schnullerverwendung könnte in Zusammenhang mit Rückgang beim ausschließlichen Stillen stehen

Eine neue Studie stellt die herkömmliche Ansicht, dass Schnullerverwendung bei Neugeborenen das Stillen erschwert, in Frage.


Pacifier Restriction and Exclusive Breastfeeding

Laura R. Kair, et al.

Pediatrics, 2013

Hintergrund

Die Entscheidung für oder gegen einen Schnuller kann für Eltern von Neugeborenen schwierig sein. Während viele Krankenhäuser üblicherweise nach der Geburt Schnuller ausgeben, empfiehlt die US-amerikanische Kinderärzte-Vereinigung, American Academy of Pediatrics (AAP) Section on Breastfeeding mit der Schnullerverwendung zu warten, bis sich das Stillen eingespielt hat, was meistens zwischen der 3. und 4. Lebenswoche passiert. Die AAP Task Force on Sudden Infant Death Syndrome (Arbeitsgruppe der AAP, die sich mit Plötzlichem Kindstod, SIDS beschäftigt) aber rät zum Schlafen einen Schnuller anzubieten.
Es ist allgemein bekannt, dass Stillen das Beste für Babys ist. Die AAP und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen, wie viele andere, mindestens 6 Monate voll zu stillen. Der herkömmlichen Ansicht nach könnten sich Schnuller allerdings negativ auf das Stillen auswirken und einige Beobachtungsstudien haben ergeben, dass es eventuell einen Zusammenhang zwischen Schnullerverwendung und Stilldauer geben könnte.
Die Studie von Kair et al. zeigt, dass dies nicht unbedingt der Fall ist und dass zahlreiche andere Faktoren eine bedeutende Rolle beim Erfolg und der Dauer des ausschließlichen Stillens spielen.

Methode

Es wurde eine retrospektive Analyse durchgeführt, bei der ausschließliches Stillen, Stillen und zusätzliche Gabe von Formulanahrung sowie ausschließliche Fütterung mit Formulanahrung bei 2.249 Neugeborenen auf der Geburtenstation in einem Krankenhaus in Portland, Oregon (USA), verglichen wurden. Der Vergleich umfasste 5 Monate vor und 8 Monate nach Einstellung der routinemäßigen Schnullerausgabe im Krankenhaus. Von zusätzlicher Fütterung mit Formulanahrung wurde, außer bei medizinischen Gründen, abgeraten, der Zugang zu Formulanahrung wurde allerdings nicht beschränkt.
Ein fachübergreifendes Team überprüfte die Methode des Fütterns der Säuglinge auf der Geburtenstation, um Daten über Stillen, zusätzliche Formulanahrung und ausschließliche Flaschenfütterung mit Formulanahrung zu erhalten. Nachdem die routinemäßige Ausgabe von Schnullern eingestellt worden war, wurden die Schnuller in einem verschlossenen Schrank aufbewahrt. Wenn ein Schnuller ausgegeben wurde, musste das zuständige Personal die Gründe dafür angeben und das entsprechend vermerken. Außerdem konnten Eltern Schnuller von zu Hause ins Krankenhaus mitbringen, was nicht überwacht wurde.

Ergebnisse

  •  „Die Schnullerausgabe an Neugeborene im Krankenhaus einzuschränken, ohne auch den Zugang zu Formulanahrung zu reduzieren, führte zu einem Rückgang des ausschließlichen Stillens, aber einer Zunahme der Flaschenfütterung, sowohl bei der Zufütterung als auch der ausschließlichen Gabe von Formulanahrung.“
  •  In jenem Zeitraum, in dem Schnuller routinemäßig ausgegeben wurden, wurden von den 2.249 untersuchten Säuglingen 79% in den ersten 5 Monaten ausschließlich gestillt.
  •  „In den 8 Monaten nach Einstellung der Schnullerausgabe nahm dieser Anteil signifikant ab und sank auf 68% (P < .05).“
  •  Gleichzeitig stieg die Anzahl jener Babys, die zusätzlich zum Stillen Formulanahrung erhielten, von 18% auf 28% an.
  •  „Der Anteil der Babys, die ausschließlich Formulanahrung erhielten, stieg signifikant von 1,8% auf 3,8% (P < 0.5), nachdem die Schnullerausgabe beschränkt worden war.“
  •  Es gab keinen signifikanten Unterschied betreffend Alter der Mutter, ethnischer Zugehörigkeit, Schwangerschaftsalter, Geburtsgewicht, Entbindungsart oder Dauer des Krankenhausaufenthaltes.
  •  Abschließend stellen die Autoren fest: „Wir glauben, dass weitere wissenschaftliche Untersuchungen nötig sind, um die momentante allgemeine Empfehlung, dass Schnuller Stillkindern in den ersten 3 bis 4 Lebenswochen nicht angeboten werden sollen, zu befürworten.“ Die von der WHO empfohlenen „10 Schritte zum erfolgreichen Stillen“ sollten gemeinsam umgesetzt werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Nur einzelne Schritte anzuwenden, führt nicht unbedingt zum gewünschten Ergebnis.

MAM Service

Die vollständige Studie finden Sie unter: mambaby.com/professionals